Culture eats AGB for breakfast
“Culture eats strategy for breakfast”, heißt es eigentlich. Tausend Mal gehört und scheinbar verinnerlicht. Das zeigt nämlich die Vertragslosigkeit des Fractional Developer’s.
Ja, richtig gehört. Der Fractional Developer hat keine AGB keine Rahmenverträge oder sonstige Verträge. Es wird nichts auf Papier gedruckt und unterschrieben. Dabei profitiert die Umwelt nur im Nebeneffekt mit. Denn hauptsächlich profitiert eine neue Kultur, die noch entstehen muss, von der Vorgehensweise.
Aber vielleicht erstmal von vorn. Wenn du heute den Fractional Developer buchen möchtest, dann geht das ganz einfach. Ein Kennenlerngespräch und Kapazitätscheck (Ein Platz ist stand heute noch frei). Danach bekommst du eine Rechnung für den bevorstehenden Monat, ein Trello-Board um deine Aufgaben an mich zu kommunizieren und dann geht’s schon los.
Easy.
Aber warte Mal: Fehlt da nicht etwas? Was ist denn mit Angebot, Bestätigung, Auftrag, Vertrag und. so. weiter.? Auf der Landing Page findest du auch keine AGB - was ist da los?
Ja, die gibt es nicht, und das ganz bewusst.
Ist das aber nicht sehr riskant?
Doch! Das ist auch das Thema, das unmittelbar nach der Vorstellung des Modells ausgiebig diskutiert wird. Aber das ganze hat einen ganz bewussten und bestimmten Grund.
Der Fractional Developer steht für Veränderung in vielerlei Hinsicht. In meinen vorherigen Beiträgen habe ich über Themen wie den Wandel am Arbeitsmarkt oder Effizienz vs. Effektivität geschrieben und angeschnitten wie der Fractional Developer hier frischen Wind reinbringt.
Heute tauchen wir tiefer in den Kern ein, genauer gesagt, in die gewünschte Auswirkung auf die Kultur bzw. die Entstehung einer neuen Kultur.
Der Haken: Kultur kann nicht "gebildet" werden. Sondern, bildet sich. Sie bildet sich durch Auseinandersetzungen und Diskussionen. Kultur ist ein Diskursprozess1.
Wo es aber einen festen Rahmen gibt, ist kein Raum für Diskurs. Wozu auch? Es wurde ja bereits über jede Kleinigkeit eine Einigung erzielt.
Ein Blick auf den Freelancer-Markt genügt, um dies zu verdeutlichen. Vermittlerfirmen sprießen aus jeder Ecke und jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben. Unternehmen haben Richtlinien wie “Wir arbeiten nur mit Firmen ab Mio. Umsätze zusammen”. Möchte ein Freelancer Arbeit finden, so stehen ihm nur wenige Möglichkeiten offen. Entweder er geht das größtemögliche Verlusgeschäft ein (ANÜ) oder kämpft sich durch sämtliche Plattformen um ein Contracting Projekt zu kommen. Am Ende bekommt der Freelancer aber einen Vertrag (es wird eine Einigung erzielt), in dem alles schon geregelt ist und kann dann “endlich” loslegen.
Was aber in der Zwischenzeit passiert ist, ist stillstand. Stillstand weil dieser ganze Prozess von “Unternehmen muss eine Aufgabe erledigen” bis “Freelancer wird geeinigt” lange dauert. Es passiert das was wir in DE sehen können. Innovation bleibt aus, Bewegung findet nicht mehr statt und wir werden in allen möglichen Disziplinen abgehängt.
Wir befinden uns also mit dem Markt in einer Abwärtsspirale2.
Wenn wir uns also strategisch in einer Abwärtsspirale befinden und Kultur immer Strategie schlägt, dann kann eine neue Kultur die Lösung sein um wieder hochzukommen. Wenn Kultur nicht gebildet werden kann sondern sich nur über Diskurs bildet, dann braucht es Freiraum. Wenn AGB und Verträge Rahmen bilden, dann darf der Fractional Developer keine haben, denn sonst kann er nicht in Austausch mit seinen Abonnenten gehen, neue Rahmen bilden und eine neue Kultur bilden lassen.
Aber so ganz im freien Raum? Wirklich?
Nein, natürlich ist das nicht der Fall. Am Ende des Tages haben wir das BGB - da ist schon sehr viel geregelt. Aber kann das das Ziel des Fractional Developers sein? Bei jeder Sache erstmal sich auf fundamentale Gesetze zu berufen und vielleicht sogar Anwälte beschäftigen? Nein, natürlich nicht! Das BGB gilt hier als Boden, die Luft die Abonnent und der Fractional Developer brauchen um nämlich folgedendes zu tun:
Über einen Handschlag (wenn auch Virtuell), mündlich einen Vertrag mit einander eingehen. Sich auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam einen Rahmen bilden. Immer wieder diesen Rahmen überprüfen, anpassen und verfeinern. Oder auch grob lassen, weil grob an bestimmten Stellen, gut genug ist.
Also gilt für den Rahmen: So lose wie möglich und so spezifisch wie nötig.
An dieser Stelle bewährt sich das Agile Manifest wieder einmal und gilt als Inspiration. Gepaart mit den am Anfang erwähnten Diskussionen über das Geschäftsmodell nehme ich folgende Punkte mit für den Fractional Developer als Rahmen:
Deins und Dein Allein: Alles, was ich im Rahmen dieses Projekts kreiere, gehört dir.
Deine Geheimnisse sind bei mir sicher: Ich verspreche, alle geteilten Informationen streng unter Verschluss zu halten.
Solange es Spaß macht: Die Zusammenarbeit dauert an, solange sie für beide Seiten zufriedenstellend ist. Ja, das Abo kann jederzeit gekündigt werden. Bei Unzufriedenheit würde ich ein vorheriges Gespräch sehr schätzen, kurzfristig ist das auch möglich. Wenn die Kündigung planbar ist, weil dein Produkt einen gewünschten Stand erreicht hat, schätze ich eine langfristigere Ankündigung, um entsprechend planen zu können. Technisch gesehen läuft das Abo weiter, bis es gekündigt wird.
Kontinuierliches Feedback: Ich gebe stets mein Bestes, um einen zufriedenstellenden Zustand zu hinterlassen, mit dem jeder jederzeit weiterarbeiten kann. Doch deine Rückmeldung ist entscheidend. Wenn etwas mit der Dokumentation, der Code-Qualität oder irgendetwas anderem nicht stimmt, sag mir einfach Bescheid. Ich bin hier, um zu lernen und zu verbessern.
Zusammenfassend bedeutet das: Wir nützen uns immer. Wenn wir uns nicht mehr nützen und nicht mehr mögen, dann trennen wir uns. Aber das wichtigste: Wir reden immer miteinander.

